Freitag, 7. März 2014

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit

Basellandschaftliche Zeitung/Nordwestschweiz, 11. März 2014

Pfarrer Franz Sabo hat in seinem Leserbrief von letztem Dienstag den "Aufschrei der Empörung bei den Gutmenschen und deren Seelenverwandten" (sic!) ja bereits prophezeit. Diese Masche beherrschen aller Aufwiegeler: Sie schicken sich vorsorglich in die Opferrolle (es möge Franz Sabo zum Troste gereichen, dass auch ich Prügel auf meine Entgegnung erhalten werde).
In seinem ressentimentgeladenen Leserbrief setzt Herr Sabo den Islam einmal mehr pauschal herab. Wie christlich seine Motive sind, möge er selbst ergründen. Auch seine einfachen Erklärungen seien nur am Rande kritisiert: Die Konstruktion von Wirklichkeit durch Stimmungsmache spielt für Herrn Sabo offenbar keine Rolle bei der Frage, weshalb Herr und Frau Schweizer gegenüber dem Islam skeptischer eingestellt sind als gegenüber anderen Weltreligionen: "Die Antwort ist" - wie bei allen Demagogen - "ganz einfach: weil der Islam die mit Abstand gewalttätigste und intoleranteste der Weltreligionen ist."
Ich möchte etwas anderes in Erinnerung rufen: Entgegen mancher Besserwisser, die meinen, Meinungsäusserungsfreiheit bedeute, dass man alles absondern darf, hat die Meinungsäusserungsfreiheit Voraussetzungen. Eine zentrale Voraussetzung der Meinungsäusserungsfreiheit ist, dass man Angehörige bestimmter Gruppen nicht als Diskursteilnehmer auf der Anerkennungsebene delegitimiert. Genau das macht aber Franz Sabo, wenn er - sei es via Leserbrief oder von der Kanzel herab - ganze Religionsgemeinschaften pauschal herabsetzt. Mitschuld an solcher Untergrabung des gegenseitigen Respekts trägt ebenso, wer denjenigen eine Plattform bietet, die Hass unter Angehörigen verschiedener Religionen, Ethnien oder unter Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Präferenzen säen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen