Sonntag, 21. April 2013

Sündenbock-Politik

Sündenbock-Politik löst keine Probleme - einverstanden. Die 1:12-Initiative auf Sündenbock-Politik zu reduzieren aber noch weniger. Populismus hat mit Ressentiment zu tun - gegen Gruppen, Ethnien, Nationen, Religionen. Populisten lenken von drängenden Problemen ab, indem sie Sündenböcke präsentieren.
Hinter der 1:12-Initiative steht das berechtigte Anliegen, endlich das drängende Problem der Verteilungsgerechtigkeit anzupacken. Populistisch ist, dieses berechtigte Anliegen als Ressentiment gegen Reiche abzutun ("Neiddebatte").
Nicht populistisch wäre, bessere Vorschläge zu präsentieren. Die liegen wohl auf der Ebene einer vertärkten supranationalen Zusammenarbeit: in griffigen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft. Genau dagegen wehren sich Populisten durch Zuflucht zum Nationalismus - "aus Liebe zur Schweiz". Doch "Nationalstolz ist nun einmal ohne Ressentiments und Aggressionen gegen andere nie ganz zu haben" (Robert Menasse). Für Politiker sei es sehr riskant, der Öffentlichkeit zuzurufen: "Vergesst mal das nationale Geschwurbel!" (ders.).
Das "Öisi-Heimat"-Geschwurbel ist gefährlicher, als man denkt. Es lenkt nicht nur von den wahren Problemen ab, sondern erzeugt auch Hass unter den Nationen. Peter Bichsel meint, Patriotismus sei etwas Verbrecherisches. Das scheint nur deshalb übertrieben, weil niemand das Kind beim Namen nennt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen