Basellandschaftliche Zeitung/Nordwestschweiz, 11. März 2014
Pfarrer Franz Sabo hat in seinem Leserbrief von letztem Dienstag den
"Aufschrei der Empörung bei den Gutmenschen und deren Seelenverwandten"
(sic!) ja bereits prophezeit. Diese Masche beherrschen aller
Aufwiegeler: Sie schicken sich vorsorglich in die Opferrolle (es möge
Franz Sabo zum Troste gereichen, dass auch ich Prügel auf meine
Entgegnung erhalten werde).
In seinem ressentimentgeladenen
Leserbrief setzt Herr Sabo den Islam einmal mehr pauschal herab. Wie
christlich seine Motive sind, möge er selbst ergründen. Auch seine
einfachen Erklärungen seien nur am Rande kritisiert: Die Konstruktion
von Wirklichkeit durch Stimmungsmache spielt für Herrn Sabo offenbar
keine Rolle bei der Frage, weshalb Herr und Frau Schweizer gegenüber dem
Islam skeptischer eingestellt sind als gegenüber anderen
Weltreligionen: "Die Antwort ist" - wie bei allen Demagogen - "ganz
einfach: weil der Islam die mit Abstand gewalttätigste und
intoleranteste der Weltreligionen ist."
Ich möchte etwas anderes in
Erinnerung rufen: Entgegen mancher Besserwisser, die meinen,
Meinungsäusserungsfreiheit bedeute, dass man alles absondern darf, hat
die Meinungsäusserungsfreiheit Voraussetzungen. Eine zentrale
Voraussetzung der Meinungsäusserungsfreiheit ist, dass man Angehörige
bestimmter Gruppen nicht als Diskursteilnehmer auf der Anerkennungsebene
delegitimiert. Genau das macht aber Franz Sabo, wenn er - sei es via
Leserbrief oder von der Kanzel herab - ganze Religionsgemeinschaften
pauschal herabsetzt. Mitschuld an solcher Untergrabung des gegenseitigen
Respekts trägt ebenso, wer denjenigen eine Plattform bietet, die Hass
unter Angehörigen verschiedener Religionen, Ethnien oder unter Menschen
mit unterschiedlichen sexuellen Präferenzen säen.
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