Nunningen, 21. Dezember 2011
Sehr geehrte Entscheidungsträger in unserem Staatswesen
Aus verschiedenen Quellen habe ich erfahren, dass Asylsuchende an der Empfangsstelle Basel an der Freiburgstrasse 50 weggewiesen wurden und die Nacht im Freien verbringen mussten. Gestern wurde beobachtet, wie eine Familie mit 9 Kindern sich in Campnähe darauf einrichtete, die Nacht draussen zu verbringen. Das kleinste dieser Kinder war etwa 5 Monate alt! Nur dank dem Eingreifen engagierter Bürger wurde das Schlimmste verhindert. Anscheinend fühlt sich niemand sonst für diese Menschen zuständig.
Als Bürger dieses Landes schäme ich mich zutiefst, dass es soweit kommen konnte. Die Zustände an unserer Stadtgrenze kontrastieren aufs Schärfste mit dem Lichterglanz in unserer Innenstadt. Dieser Kontrast wirft ein Licht auf ein ganz anderes Flüchtlingsproblem. Zum Vorschein kommt unsere eigene Flucht in eine Scheinwelt, die sich der real existierenden Welt um uns herum, für deren Glanzlosigkeit wir wesentlich mitverantwortlich sind, verschliesst. Während wir Weihnachtsgeschenken für unsere Kinder nachjagen, leiden unmittelbar neben uns Kinder, die von Geschenken nur träumen können, ohne dass wir das bemerken.
Ich appelliere an Ihren aufgeklärten Widerstandsgeist gegen eine gefühlte Mehrheit, die behauptet, das Boot sei voll, und dabei verkennt, dass wir längst alle in demselben Boot sitzen. Bitte setzen Sie ALLE Hebel in Bewegung, damit bei uns kein Mensch mehr auf der Strasse übernachten muss. Und zwar noch heute!
Mit freundlichen Grüssen
Matthias Bertschinger, 4208 Nunningen
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