Sonntag, 3. Februar 2013

Duales Bildungssystem



Der Niedergang der humanistischen Bildung zeigt sich auch im Loblied auf unser duales Bildungssystem, das auf rein wirtschaftliche Nützlichkeit ausgerichtet ist. „Von links bis rechts wird argumentiert, die Arbeitslosigkeit und besonders die Jugendarbeitslosigkeit sei deshalb so tief, weil im Unterschied zu den meisten Ländern in der Schweiz die grosse Mehrheit der Jugendlichen eine Berufslehre absolviere“, schreibt der Historiker Philipp Sarasin im Magazin der Universität Zürich vom Dez. 2012. „Dieses Loblied der Berufslehre geht zurzeit ohne Dissonanzen über in den neuen Sirenengesang von der ‚Elite‘, für die eher noch weniger Maturanden als bisher auszubilden seien. Denn solche akademische Kader könne man, falls sie uns fehlen, problemlos importieren, wie unlängst Bundestrat Schneider Ammann velauten liess“. Vergessen geht, dass das grösstmögliche Mass an Allgemeinbildung für eine demokratische Gesellschaft ein Ziel an sich darstellen muss: „Bildung ist ein Wert an sich. Eine Politik, die sich aus einer Mischung von ideologisch zurechtgebogenen Arbeitsmarktargumenten, Angst vor Mehrausgaben im Bildungsbereich, traditioneller Akademikerfeindlichkeit und der zynischen Haltung, man könne sich aus dem sonst so spöttisch auf Distanz gehaltenen Ausland ja jederzeit kaufen und kommen lassen, was man gerade braucht, bewusst Bildungschancen einschränkt, ist kurzsichtig und verblendet“, so Sarasin.

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