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Der Beitrag von Christine Richard über das Zoon Politikon (BaZ 22.6.2011, S. 6) ist hervorragend. Weshalb liegt Freiheit im Anfangenkönnen beschlossen, wie Hannah Arendt sagt? Freiheit ist, wenn wir als Gemeinschaftswesen (oder Zoon Politikon) anderen Menschen begegnen (aber gerade nicht als Zoon, als wettbewerbsgelenktes "animal rational"!) und in ihnen uns selbst. Freiheit ist die Losgelassenheit des begegnenden, auch sich selbst begegnenden Bewusstseins, und ist leider nicht gratis. Begegnen kann es nur in der Gegenwart, im Anfang, nie durch Streben, das seinen Anfang schon hinter sich hat und im Scheinhaften lebt: In der vor-gestellten Zukunft, in Illusionen, Ideologien, Wünschen, Hoffnungen, auch: Religion. Religio heisst: Rückbindung. Vor-gestellte Zukunft ist zurückgebundene Gegenwart, Rückversicherung statt Leben,Verbauung von Freiheit durch Vor-Bestimmung und Vor-Orientierung, Gegenwartsvergessenheit, Entfremdung, letztlich Leben in selbst verschuldeter Unmündigkeit und Blindheit. Aussagen dieser Art dürfen bestritten werden und müssen es auch, aber nicht, weil sie in kein Raster passen oder sich nicht "wissenschaftlich" beweisen lassen. Doch deshalb, und weil sie einen eindimensionalen Begriff vom Menschen und von Profit haben, fordern Systemblinde die Abschaffung der Geisteswissenschaften an unseren Universitäten, einfach nicht so unverblümt: Sie schwafeln von "Eliteuniversitäten" und fordern ein kreditfinanziertes Studium. Man könnte wissen, welche Sicht auf den Menschen sich als "profitabler" erweist, wenn man wollte. Und man sollte es wissen wollen, also mutig sein, denn "dann kommt es zum Durchbruch", wie Christine Richard schon fast seherisch schreibt. Zum Befreiungsschlag nicht nur in der Politik, sondern vor allem im eigenen Kopf!
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