Der Niedergang der humanistischen Bildung zeigt sich auch im
Loblied auf unser duales Bildungssystem, das auf rein wirtschaftliche Nützlichkeit
ausgerichtet ist. „Von links bis rechts wird argumentiert, die Arbeitslosigkeit
und besonders die Jugendarbeitslosigkeit sei deshalb so tief, weil im
Unterschied zu den meisten Ländern in der Schweiz die grosse Mehrheit der
Jugendlichen eine Berufslehre absolviere“, schreibt der Historiker Philipp
Sarasin im Magazin der Universität Zürich vom Dez. 2012. „Dieses Loblied der
Berufslehre geht zurzeit ohne Dissonanzen über in den neuen Sirenengesang von
der ‚Elite‘, für die eher noch weniger Maturanden als bisher auszubilden seien.
Denn solche akademische Kader könne man, falls sie uns fehlen, problemlos
importieren, wie unlängst Bundestrat Schneider Ammann velauten liess“. Vergessen
geht, dass das grösstmögliche Mass an Allgemeinbildung für eine demokratische
Gesellschaft ein Ziel an sich darstellen muss: „Bildung ist ein Wert an sich.
Eine Politik, die sich aus einer Mischung von ideologisch zurechtgebogenen
Arbeitsmarktargumenten, Angst vor Mehrausgaben im Bildungsbereich,
traditioneller Akademikerfeindlichkeit und der zynischen Haltung, man könne sich
aus dem sonst so spöttisch auf Distanz gehaltenen Ausland ja jederzeit kaufen
und kommen lassen, was man gerade braucht, bewusst Bildungschancen einschränkt,
ist kurzsichtig und verblendet“, so Sarasin.
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