Freitag, 8. Februar 2013

Die Devise lautet „Vorwärts“!


Wochenblatt für das Laufental und Schwarzbubenland vom...

Dem Bericht über einen Wahlanlass im letzten Wochenblatt entnehme ich Interessantes: Neu kandidieren A, „ein Querdenker, der Lösungen findet“ (welche?), B, „der Gemeinden fördern will“ (super, und wie?), C, „der in Solothurn näher am Ball sein möchte“ (wie bitte?) und schliesslich noch D, „der Gegebenes nicht einfach hinnimmt“ (...).
Will man uns für blöd verkaufen? Kommt das dabei heraus, wenn der Moderator Kanditaten „in die Zange“ nimmt, wie es im Bericht heisst? Mich hätte eher interessiert, wie diese Herren und ihr heimeliger Regierungsratskandidat die „explodierenden Sozialkosten“ in den Griff bekommen wollen, über die sie sich unisono empören („Sackgasse Sozialkosten“, „dringender Handlungsbedarf“ etc.). Will man etwa die Verursacher abschaffen? Offenbar fehlt es an Ideen wie an Argumenten.
CVP-Mann Remo Oser aus Röschenz hat – ebenfalls im letzten Wochenblatt – den Nagel auf den Kopf getroffen, wenn er sagt: „Nicht fremde Mächte bedrohen unsere Freiheit und Demokratie, sondern die heimische, staatszersetzende und ungezügelte Gier weniger korrumpiert auf Kosten vieler unser Gemeinwesen. Die Devise lautet weder ‚Links‘ noch ‚Rechts‘, sondern ‚Vorwärts‘“!
Wählen Sie Kandidatinnen und Kandidaten, die argumentieren können und konkrete Ideen haben, wie man die Zukunft gestalten soll. „Gegen mehr Sozialkosten“ oder „fürs Schwarzbubenland“  ist doch irgendwie jede und jeder. Solche Floskeln erleichtern mir nicht die Wahl – oder umgekehrt doch: Sie erleichtern mir die Nichtwahl.

Montag, 4. Februar 2013

Extremliberalismus

Die Parolenfassung der FDP verärgert den liberalen Flügel. Die FDP kämpft mit dem Negativimage, die «Partei der Geldsäcke» (Philipp Müller) zu sein. „Meine Partei ist hereingefallen auf die Partikularinteressen von Wallisern, Gewerblern und Baumeistern“, so FDP-Nationalrat Kurt Fluri. Es sei schade, dass im Freisinn oft nur Geld-Argumente zählen. (vgl. Nordwestschweiz, 4. 2. 2013, S. 4). Einmal mehr, wäre dem anzufügen.
„Die FDP besinnt sich zurück auf den Slogan ‚Weniger Staat, mehr Freiheit‘“, meint dagegen alt Nationalrat Werner Messmer. „Extremliberalismus“ nannte der langjährige FDP-Präsident Franz Steinegger diese Haltung, die Freiheit und Staat als einen Gegensatz darstellt. Diese Haltung habe 2008 dazu geführt, dass der Kapitalismus in fast allen Ländern vom Staat gerettet werden musste. Und zum Slogan meinte Steinegger: „Ein toller Slogan, der uns fantastische Ergebnisse gebracht hat. Der Nachteil war: Danach war er in den Köpfen drin.“
Mit ihrem eigenen Slogan "Mehr Freiheit, weniger Staat" ging diese einst staatstragende, liberale Partei bachab. Nicht einmal als reaktionäre Prtei kann sie noch punkten, denn die SVP verteufelt den Staat viel glaubwürdiger. Vergessen wir einfach nicht: Der Staat sind wir.

Matthias Bertschinger, Nunningen

Sonntag, 3. Februar 2013

Duales Bildungssystem



Der Niedergang der humanistischen Bildung zeigt sich auch im Loblied auf unser duales Bildungssystem, das auf rein wirtschaftliche Nützlichkeit ausgerichtet ist. „Von links bis rechts wird argumentiert, die Arbeitslosigkeit und besonders die Jugendarbeitslosigkeit sei deshalb so tief, weil im Unterschied zu den meisten Ländern in der Schweiz die grosse Mehrheit der Jugendlichen eine Berufslehre absolviere“, schreibt der Historiker Philipp Sarasin im Magazin der Universität Zürich vom Dez. 2012. „Dieses Loblied der Berufslehre geht zurzeit ohne Dissonanzen über in den neuen Sirenengesang von der ‚Elite‘, für die eher noch weniger Maturanden als bisher auszubilden seien. Denn solche akademische Kader könne man, falls sie uns fehlen, problemlos importieren, wie unlängst Bundestrat Schneider Ammann velauten liess“. Vergessen geht, dass das grösstmögliche Mass an Allgemeinbildung für eine demokratische Gesellschaft ein Ziel an sich darstellen muss: „Bildung ist ein Wert an sich. Eine Politik, die sich aus einer Mischung von ideologisch zurechtgebogenen Arbeitsmarktargumenten, Angst vor Mehrausgaben im Bildungsbereich, traditioneller Akademikerfeindlichkeit und der zynischen Haltung, man könne sich aus dem sonst so spöttisch auf Distanz gehaltenen Ausland ja jederzeit kaufen und kommen lassen, was man gerade braucht, bewusst Bildungschancen einschränkt, ist kurzsichtig und verblendet“, so Sarasin.