Zur Beschneidungsdebatte
Ich
danke Xaver Pfister (ferienbedingt etwas verspätet) für seinen
Gastbeitrag in der Basellandschaftlichen Zeitung vom 14 Juli mit dem
Titel "Kulturkampf bis aufs Messer".
Es ist Kennzeichen sowohl
radikaler Religionskritiker als auch religiöser Fundamentalisten und
Traditionalisten, dass sie Aufklärung und Religion als unvereinbar
behaupten, heilige Schriften nur wörtlich auszulegen imstande sind und
ihren symbolischen Gehalt nicht erkennen, etwa den radikal atheistischen
Charakter des Neuen Testaments (ich verweise auf Autoren wie Bultmann,
Bloch, Sölle oder den Schweizer Theologen Kurt Marti).
Es ist das
Anmassende, wie wir vermeintlich Aufgeklärten auf andere
Erfahrungssysteme von Welt herabblicken und das Bornierte hinter einer
Gleichsetzung von Religion mit vorsintflutlich, das Religiöse zu recht
so verletzt und wütend macht. Mit einer selbstkritischeren Haltung kämen
wir dem Konsens näher, den wir anstreben: Heilige Schriften wenigstens dort
nicht mehr so eng auszulegen, wo das zu Konflikten mit der persönlichen
Freiheit, den Menschenrechten oder zu Kriegen und immensem menschlichen
Leid führt.
Traurig ist, dass ausgerechnet wir vorgeblich so
Aufgeklärten oft ebensowenig wie Religiöse erkennen, dass wir uns selbst
in einem ganz bestimmten Erfahrungssystem von Welt bewegen, über
welches wir nicht hinausblicken, weil Kultur eine solche
"Verblendugungsfunktion" hat; dass auch wir "Aufgeklärten" nicht
merken, dass wir immer auch für unser Erfahrungssystem oder Weltbild
kämpfen, wo wir meinen, uns gehe es nur um die Aufklärung und die
Menschenrechte; wie wir also selbst in jene Kulturkämpfe um Weltbilder
verstrickt sind, um deren Überwindung es der Aufklärung geht.
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