Mittwoch, 19. Oktober 2011

Leserbrief an die Sonntagszeitung vom 23. Oktober 2011

Döbeli alias Dobelli zitiert einen komplizierten Satz von Habermas, den er nicht versteht. Nun schliesst er von seinem Unverständnis auf dasjenige von Habermas: Wer so komplizierte Sachen schreibt, habe selber ein Durcheinander im Kopf.
Das hören wir gerne: Was über unser augenblickliches Fassungsvermögen geht, ist bloss elitäres Geschwätz, hinter welchem sich Machtansprüche verbergen.
Wir fühlen uns bestätigt und fassen neuen "Mut" zur eigenen "Meinung". Tatsächlich ermutigt uns Dobelli mit seinem Kurzschluss nur, nicht weiter zu denken. Rechtspopulismus funktioniert, weil es so wohltuend ist, in seinem Selbstverständnis und in seinen Vorurteilen bestätigt zu werden. Demokratie hingegen bedeutet Absage an solche Seelenmassage. Ob die Zahl derer, die das begreifen, wächst, wird der heutige Wahlsonntag zeigen.

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